Am 24. April jährt sich der Genozid an den Armeniern zum 106. Mal. Nicht vergessen, nicht verschweigen
Mit unserem Antrag im Wiener Gemeinderat zur Verurteilung dieses Genozids wollen wir nicht nur der Opfer von damals gedenken, sondern auch auf die Situation heute verweisen. Wieder werden in Bergkarabach armenische Kulturgüter zerstört und Menschenrechtsverletzungen begangen und mehr als 100 Jahre nach dem Genozid durch die Osmanen kann die christliche Minderheit immer noch nicht in Sicherheit leben. Nur durch Aufarbeitung der Geschichte und Vergebung kann Friede einziehen.
In meiner Rede gehe ich auch auf Gedenken ein: Wir tendieren dazu, Gedenken in einem Zweck zu stellen. Gedenken, um ein Zeichen zu setzen. Um für die Zukunft zu lernen. Um nicht zu vergessen. Um ein politisches Statement zu machen. Gedenken, um zu. Dabei sollte Gedenken auch ganz für sich alleine stehen können. Gedenken, weil das Verbrechen tatsächlich geschehen. Weil es die Wahrheit ist. Und weil die Wahrheit angesprochen werden muss.
Ebenso dürfen Geschichte und Geschichtsschreibung niemals in einen politischen Dienst gestellt werden. Geschichte darf nicht der Deutung des Unangenehmsten, Bedrohlichsten oder Lautesten unterliegen. Geschichte muss der Wahrheit verpflichtet sein und kein Instrument der Tagespolitik.