Gedanken zum Terroranschlag in Wien
Am Abend des Anschlags, unter dem Schock und der Betroffenheit, war auch die Frage: Wie geht’s jetzt weiter? Können wir einfach so in den Alltag zurückkehren? Kommt eine Phase der Solidarität, der Betroffenheit, gegenseitiger Schuldzuschiebungen? Und danach? Weiter, als ob nichts gewesen wäre?
Die Historie von Anschlägen in Deutschland und Frankreich ließe dies befürchten. Ein Rauschen im Blätterwald, Einzelmaßnahmen, Trauergottesdienste. Ansätze von ungewünschten Analysen werden schnell wieder unter der politischen Korrektheit vergraben. Weil nichts mit nichts zu tun hat.
Aber das hat es doch. Den Attentäter auf einen jungen Mann ohne Platz in der Gesellschaft zu reduzieren, greift zu kurz. Selbstverständlich geht es hier um den radikalen Islam und dessen offensichtlicher Anziehungskraft auf junge Menschen. Und es geht um den politischen Islam, denn beide verfolgen, mit unterschiedlichen Mitteln, das selbe Ziel.
Wie unsere Regierung mehrfach betonte, geht es nicht um „Muslime gegen Christen“. Uns nicht. Dem Attentäter schon. Dem geht es um Religion, Kultur, Vorherrschaft, Stärke und Schwäche. Das sollten wir zu verstehen lernen. Auf dieser Ebene wurden wir angegriffen. Auf dieser Ebene kommunizierte auch der türkische Präsident mit seiner Kritik an Macron, das ist die Ebene des Boykottaufrufs französischer Produkte, die Ebene der Morde an Samuel Paty und der Kirchgänger in Nizza.
Konsequenzen müssen und werden folgen. Wer sich jedoch dringend einer inneren Reflexion unterziehen sollte, ist die politische Linke. Vielleicht sind Blümchenworkshops und Toleranzseminare einfach zu wenig im Kampf gegen radikale Strömungen. Vielleicht ist ein Hundekotposting am Nationalfeiertag Teil des Problems. Vielleicht klärt ihr endlich euren inneren Widerspruch zwischen Toleranz und den Angriffen auf unsere Freiheit und andere Religionen. Vielleicht gebt ihr endlich zu, dass der Aggressor der radikale und politische Islam ist. Vielleicht gebt ihr endlich zu, besonders nach Nizza, dass auch ganz gezielt Juden und Christen Opfer sind. Vielleicht seid ihr endlich bereit, uns ohne Scheuklappen diskutieren zu lassen.
Denn es ist etwas gewesen.