Schwangerschaftsabbrüche werden in Österreich – anders als in anderen EU-Staaten – nicht statistisch erfasst. Auch wird keine Motivforschung betrieben. Wien könnte mit gutem Beispiel voran gehen und diesen blinden Fleck auf der statistischen Landkarte schliessen
Mit meinem Antrag vom 24. Mai 2018, eingebracht im Juni 2018, fordere ich die statistische Erhebung und Erstellung eines adäquaten Studiendesigns zur anonymen, freiwilligen Motivforschung von Schwangerschaftsabbrüchen.
Die statistische Erfassung nahezu aller Lebensbereiche – beispielsweise Arbeitslosenrate, Krankheitszahlen, Geburtenstatistiken – stellt zwecks Erkenntnisgewinn einerseits und als Grundlage für bedarfsgerechte und zielgruppenspezifische Maßnahmen der Politik andererseits Selbstverständlichkeiten dar.
Unverständlicher Weise besteht in Österreich ein blinder Fleck auf der statistischen Landkarte:Österreich ist, neben Luxemburg, das einzige Land der Europäischen Union, in dem keine Statistiken zum Schwangerschaftsabbruch geführt werden. Dies ist eine unbegründete und hinderliche Lücke in dem Bemühen, Frauen bei ungewollten Schwangerschaften – oder bestenfalls bei der Verhinderung ungewollter Schwangerschaften – zu unterstützen.
Das Statistische Bundesamt in Deutschland etwa schreibt auf seiner Website:
„Die Angaben geben einen Überblick über die Größenordnung, Struktur und Entwicklung der
Schwangerschaftsabbrüche sowie über ausgewählte Lebensumstände der betroffenen
Frauen. Damit werden wichtige Informationen im Zusammenhang mit den Hilfen für
Schwangere in Konfliktsituationen sowie über Maßnahmen zum Schutz des ungeborenen
Lebens zur Verfügung gestellt.“
Die Notwendigkeit dieser Statistiken ist europaweit unumstritten. Dabei stellen statistische Erhebung und Motivforschung untrennbare Komponenten dar: eine Statistik, aus der keine Maßnahmen abgeleitet werden, wäre sinnlos. Ein sorgsames Studiendesign ist daher wichtig, als Vorbild kann etwa Deutschland dienen. Relevant ist, dass nicht nur Frauen mit Abbruchserfahrung befragt werden, sondern repräsentativ Frauen, die schwanger waren.
Damit sind Rückschlüsse möglich, unter welchen Umständen Frauen sich für oder gegen das
Kind entscheiden. Wird die Anonymität gewahrt, werden auch die wahren Gründe genannt.
Neben der Motivforschung wird auch die Treffsicherheit von Maßnahmen zur Verhinderung
ungewollter Schwangerschaften und Abtreibungen über einen längeren Zeitraum erhoben.
Frauen in Konfliktschwangerschaften verdienen beste Unterstützung in der Suche nach einer Lösung in ihrer Situation. Wir fordern daher anonyme, freiwillige Motivforschung um zu lernen, wo die größten Probleme bestehen.
Der Antrag Statistik und Motivforschung“ wurde dem Ausschuss für Gesundheit und Soziales zugewisen und befindet sich aktuell in Bearbeitung.