Mehrstöckige Wohnbauten inmitten von Einfamilienhaussiedlungen. Die Stadtregierung hat das Problem erkannt und verspricht eine „Strategie“ . Bislang ohne Folgen. Wir halten den Druck aufrecht und stellen eine Anfrage:
Anfrage betreffend Strategie zur Verhinderung von Großbauten bei und im Umfeld von Einfamilienhaussiedlungen
Wien ist eine wachsende Stadt, die seit den 2000er Jahren auf ein konstantes jährliches Bevölkerungswachstum zurückblicken kann. Speziell die 2010er Jahre haben ein hohes Wachstum der Stadt mit sich gebracht. Letzte Prognosen deuten darauf hin, dass sich dieses Wachstum nicht in jenem Ausmaß wie zuletzt gesehen fortsetzen wird.
Ein Großteil des Wachstums der letzten Jahre konnte vor allem in den Außen- und Flächenbezirken der Stadt erzielt werden, auch aufgrund der Strategie, neue Stadtentwicklungsgebiete auf der grünen Wiese zu etablieren. Besonders betroffen von der Strategie sind beispielsweise, aber nicht ausschließlich, die Flächenbezirke Donaustadt, Floridsdorf und Liesing. Alleine die Donaustadt verzeichnete ein 25 %-iges Bevölkerungswachstum in den letzten 10 Jahren. Insgesamt leben rund 363.000 Einwohnerinnen und Einwohner in den beiden Bezirken oberhalb der Donau und verzeichneten gemeinsam auch das stärkste Bevölkerungswachstum.
Viele neue Stadtteile, die in den letzten Jahren entstanden sind bzw. im Begriff sind zu entstehen, wurden neben oder zwischen etablierten Einfamilienhaussiedlungen „hineingesetzt“. Exemplarisch können die Entwicklungen in der Pfalzgasse, Berresgasse, Siemensäcker oder in der Wiesen genannt werden. Aber auch in und um etablierte Stadtstrukturen, wie z.B. Kagraner Platz, Donaufelder Straße oder Aspern wird der dortige Charakter zunehmend durch verdichtete Neubauten nachhaltig verändert. Fehlende bzw. unzureichende Infrastruktur (Öffis, Schulen, Ärzte, Handel, Gastronomie, etc.) sowie monokulturelle Bauten sind ebenso problematisch wie die Versiegelung von Grund und Boden.
Eingedenk dieser Problematik erscheint es nun umso wichtiger, die Entwicklung auf ein nachhaltiges Maß zurückzufahren und die entsprechenden Gegenmaßnahmen zu treffen. Gleichzeitig müssen für eine maßvolle Entwicklung entsprechende Raumplanungs-Instrumentarien reformiert bzw. angepasst werden. Ein in diesem Zusammenhang bereits oft von der neuen Volkspartei genanntes Instrument betrifft den Bezirksentwicklungsplan.
Im Regierungsübereinkommen heißt es dazu:
- Das Widmungs- und Bauprogramm von bisher 10.000+ Wohnungen soll reduziert werden, um die gewachsenen Strukturen in den Außenbezirken besser zu berücksichtigen. Dabei achten wir auf eine kompakte Siedlungsentwicklung und Dichten, die eine nachhaltige Infrastrukturentwicklung garantieren (“Stadt der kurzen Wege”).
- Ein wesentliches Ziel ist die Schaffung lebendiger Quartiere mit architektonischer Vielfalt und einer hohen Qualität des öffentlichen Raumes. Dafür braucht es eine strategische Herangehensweise, indem wir gemeinsam mit den Bewohner_innen, aber auch Bauträger_innen an der Qualitätssicherung der Quartiere arbeiten.
- Gewerbliche Bauträger haben in den letzten Jahren zunehmend Einfamilienhausgebiete als Aktionsgebiete erkannt. Dies betrifft insbesondere Kleingartengebiete, Gartensiedlungen und Gebiete der Bauklasse I. Durch das Ausnutzen verschiedener baurechtlicher Möglichkeiten sind in den letzten Jahren vermehrt nutzflächenmaximierte Mehrparteienwohnhäuser entstanden, die das gewohnte Stadtbild beeinträchtigen und in hohem Maße Grünraum versiegeln. Wir entwickeln eine Strategie, wie zukünftig mit diesen Gebieten umzugehen ist. Baukulturelle und ökologische Qualität spielen dabei eine ganz wesentliche Rolle.
- Vor dem Hintergrund der Änderungen in der Wirtschaftsstruktur unserer Stadt hin zum Dienstleistungsbereich – sowie angesichts des Trends zur Nutzungsmischung – ist eine Evaluierung einiger Instrumente des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans sinnvoll.
Anfrage:
- Welche konkreten Evaluierungsmaßnahmen wurden zur Thematik maximale „Ausnutzung baurechtlicher Möglichkeiten“ bereits getroffen?
- Wie gestaltet sich der Zeithorizont zur Entwicklung dieser Strategie und welche Meilensteine haben Sie sich dafür gesetzt?
- Welche Instrumente des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans sollen konkret evaluiert werden?
- Welche Stakeholder sollen in den Evaluierungsprozess miteingebunden werden?
- Welche Dienststellen des Magistrats werden an der Erarbeitung der Strategie beteiligt sein, die der zunehmenden Versiegelung von Grünflächen in Einfamilienhausgebieten entgegenwirken soll?
- Wie soll in Zukunft die baukulturelle und ökologische Qualität in Einfamilienhausgebieten erhalten bzw. gefördert werden? Bitte um Nennung von konkreten Maßnahmen und Strategien
- In einer Beantwortung der Fragestunde des Gemeinderates vom 28.01.2021 haben Sie sich positiv zu Bezirksentwicklungsplänen geäußert und wörtlich von einer „Erweiterung“ des Instruments gesprochen. Welche konkreten Strategien verfolgen Sie mit diesem Instrument und können Sie sich eine Umsetzung für die genannten Flächenbezirke vorstellen?
- Ab 2023 soll die Straßenbahnlinie 27 die Stadtentwicklungsgebiete Berresgasse und Heidjöchl / Pfalzgasse erschließen. Kann der geplante Zeitrahmen eingehalten werden?
Die Monsterbauten betreffen nahezu die ganze Donaustadt. Wenn Sie Anregungen, Fragen oder Beschwerden zu diesem Thema haben, freue ich mich auf Ihre Nachricht: caroline.hungerlaender@wien.oevp.at
Bild: C: Garima Smesnik. Auf dem Bild mit BV-StV Gerda Müller